Mehr Gewicht für ländliche kommunalpolitische Stimmen

Als Bürgermeister einer Gemeinde mit etwas mehr als tausend Einwohner werde ich immer wieder zur Verantwortung gezogen – von den Bürgerinnen und Bürgern, den Medien, manchmal auch von der Politik. Aber wenn es darum geht, wirklich mitzuentscheiden, wie Dinge laufen, sind uns oft die Hände gebunden. Das betrifft zentrale Fragen wie Schulstandorte, medizinische Versorgung, Straßensanierung oder ÖPNV. Die Entscheidungen darüber werden meist auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene getroffen – doch die Folgen müssen wir hier vor Ort tragen. Die Bürger fragen uns: Warum wird der Bus eingestellt? Warum verfällt das Schulgebäude? Warum gibt es keine Ärzte mehr im Ort? – Und wir stehen da, ohne Einfluss, aber mit der ganzen Verantwortung. Das frustriert, macht Politikverdrossenheit, und es hemmt die Entwicklung unserer Region. Was wir brauchen, ist nicht mehr Bürokratie oder Kontrolle, sondern mehr Vertrauen in die kommunale Ebene, mehr Flexibilität bei Entscheidungen und eine faire Finanzierung, die uns erlaubt, auch wirklich zu gestalten. Wer uns die Verantwortung gibt, muss uns auch die Mittel und die Entscheidungsbefugnis geben. Alles andere ist Augenwischerei.